Christl Greller über ihre literarische Motivation
Christl Greller ist eine nicht Sesshafte, eine die nicht zu wurzeln wagt im bequemen "So ist es, so bleibt es", die sich keine Sicherheit zugesteht - ständiger Veränderung bewusst. Sie lebt sozusagen aus dem Koffer, was ihr Lebensgefühl betrifft. Sehnsucht nach Unbekanntem reißt sie fort. Sehnsucht nach Bleibendem wird aber oft übermächtig. In der Fülle der Schicksalsbewegung sucht sie sich zu klammern an vermeintliche Haltepunkte - einen schönen Augenblick, eine Liebe-volle Beziehung - doch immer wieder Bruch, Änderung, Verlust. Wandlung. Aufbruch. Entwicklung. Die Unsicherheit jeglicher Zukunft ständig gegenwärtig. Die häufig gewählte ICH-Form der Gedichte sieht Christl Greller nicht als Ausdruck ihrer Privatheit: "Jeder Mensch sagt zu sich ICH. ICH ist also der meist verbreitete Name des Menschen." Für die Dichterin mithin Synonym für Mensch schlechthin.
Die Gedichte von Christl Greller machen beunruhigend klar, dass das Leben in täglicher Veränderung auf uns zukommt. Das Wissen, dass es Zukunft gibt, stellt für den Menschen DIE entscheidende Last dar. Es ist die crux, die er zusammen mit dem Denken auf sich genommen hat. Aus diesem Wissen speisen sich auch alle menschlichen Ängste,vor allem Verlustängste. Sie werden im Laufe des Lebens als immer unausweichlicher empfunden, weil keine Möglichkeit mehr für Ersatz des Verlorenen besteht. Das Wissen um Zukunft beinhaltet auch das Wissen um den unausbleiblichen Tod.
Doch selbst danach meint Christl Greller keine Ruhe zu finden, denn das körperliche Ende bedeutet für sie nicht das Ende der menschlichen Entwicklung. Unveränderlichkeit gibt es nicht. Auch die neuen Horizonte fordern das Weiterwandern. In den Gedichten von Christl Greller offenbart sich die Notwendigkeit täglichen Aufbruchs. Wenn er auch nicht immer freiwillig ist.